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(von 2001)

Kochen mit Fußballern

Die Idee internationale Stars der St.Pauli-Amateure kulinarische Spezialitäten ihrer Heimatländer kochen und im Wettstreit gegeneinander antreten zulassen, - auf diese Idee ist noch kein Übungsleiter gekommen. Hossa lud kurzerhand Ertan Sözlü und Mark Pomorin zum deliziösen Wettkampf abseits des Rasens ein.

Eingekauft haben die Herren Spieler verständlicherweise selbst. „Woher wollt ihr denn wissen, was bei uns auf den Tisch kommt?“ flachsen die beiden Kicker schon auf dem Weg in die heimische Küche eines Redakteurs. Eine etwas merkwürdige Frage, wenn man bedenkt, dass sowohl Ertan als auch Pomo gebbürtige Hamburger sind.

Ertan vergewissert sich ebenso wie Mark noch schnell bei den Ideengeberinnen für die jeweiligen Rezepte, und dann werden auch schon die Küchenutensilien geschwungen. Erst zerkleinert Ertan zwei Zwiebeln, etliche frische Peperoni und schneidet zunächst Tomaten in Scheiben, und dann fast seinen linken Daumen...

Während der Pflaster-Suche brutzeln die eben kleingemachten Gemüse in einer Pfanne, ehe sie sich mit dem Hack vereinen. Die inzwischen vom wiedergenesenen Flügelflitzer Ertan sauber geteilten Auberginen-Hälften liegen (nach einem kurzen Bad in der Friteuse) zum Belegen mit der Bratpfannen-Füllung auf einem geölten Backblech bereit. Als die Tomatenscheiben darauf ihre Aufstellung genommen haben, beginnt das Spiel über 15 Minuten bei 180 Grad im Glutofen.

Schon während Ertan noch die Auberginen längsseits tranchierte, fing Mark Pomorin mit den Vorbereitungen für seinen Nachtisch an. Der Ghanaer hatte sich eine Landesspezialität ausgesucht, deren Name selbst die Grenzen der Microsoft-Schriftsätze auf eine harte Probe stellt. Zu deutsch gesagt handelte es sich um frittierte, gepfefferte Bananenscheiben.

Doch wer glaubt, mit einem Gang zum Penny-Markt sei die Köstlichkeit so gut wie in aller Munde, irrt gewaltig. „Man braucht ganz bestimmte, afrikanische Bananen“, weiß der Stürmer. Seine Empfehlung: Der Afro-Shop in der Max-Brauer-Allee. „Da lass ich mir auch meine Haare machen“. Egal, schließlich kochen wir keine Suppe. Pomo ist mit dem Messer so flink wie mit dem Ball.

Während Ertan noch seine Schnittwunde verarztet, schlachtet der 24-Jährige die Krummfrüchte im Akkord. „Für einen Deutschen sehen die Bananen aus, als wären sie vergammelt. Genau diese kommen bei mir in den Topf“. Und tatsächlich: Diese Südfrüchte wären in jedem guten Penny längst den prüfenden Blicken des Einzelhandelskaufmann zum Opfer gefallen. Während der Zubereitung verrät der St. Paulianer seine Essgewohnheiten. Wenn eine gute Freundin, die sonst den Löffel schwingt, einmal nicht da ist, gibt es asiatisches Fastfood. „Das ist wenigstens gesund“.

So sehen auch die Bananenscheiben aus – noch haben sie ja nicht in Biskin gebadet. Zehn Minuten müssen die gelben Frisbees noch im kalten Salzwasser schwimmen, „Damit Sie nicht schrumpeln“, so der Küchenchef, der anschließend die Scheiben aus der Schüssel nimmt und ordentlich einpfeffert.

Und während wir genüsslich die Auberginen vertilgen, arbeitet die Friteuse auf Hochtouren. „Sind die Bananen-Chips goldgelb, müssen Sie raus und kurz abkühlen“. Und rein in den Magen. „Sind cool“, schmeckt der Meister persönlich ab, ehe er skeptisch hinzu fügt: „hoffentlich sind die auch für Euch cool“. Und wirklich: Was Mark in wenigen Minuten gezaubert hat, kann man sich schmecken lassen. „Erinnert ein bisschen an Bratkartoffeln“, flachst Ertan. Dennoch sind sich alle einig: Dieser Nachtisch ist nicht nur gesund, er schmeckt auch noch.
Mitarbeit: Mike Glindmeier